„your Health – your Rights“: Integratives Gesundheitsprojekt für Migrantenfamilien übertrifft Erwartungen

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Das von der Aidshilfe Niedersachsen (AHN) erfolgreich erprobte Konzept der „Interkulturellen Familiengesundheitstage“ hat sich in diesem Jahr erneut bewährt: Weitere sechs niedersächsische Kommunen haben dieses Generationen, Kulturen und Geschlechter übergreifende Format in den vergangenen Monaten genutzt, um schwer erreichbare multikulturelle Zielgruppen anzusprechen. Die Resonanz war sehr gut. Zahlreiche weitere Anfragen konnten in diesem Jahr nicht bearbeitet werden. 2020 soll es weitergehen.

Das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung hat der AHN Landesmittel zur Verfügung gestellt für das integrative Projekt „your Health – your Rights“. Langfristiges Ziel ist es, die Interkulturellen Familiengesundheitstage in die Praxis der kommunalen Gesundheits-, Präventions- und Flüchtlingsarbeit zu verankern und die entsprechenden Netzwerke vor Ort auszubauen. Zusätzliche Mittel kommen von der Michael Stich Stiftung und dem Pharmaunternehmen MSD.

Zusammenarbeit mit den Kommunen klappt hervorragend

Projektleiterin Ingrid Mumm (AHN), die die Landkreise, Städte und Gemeinden des Landes dabei unterstützt, niedrigschwellige Informationsstrukturen zu entwickeln und dauerhaft in die regionalen Handlungskonzepte zu übernehmen, hat am Donnerstag eine positive Bilanz gezogen: „Allein mit sechs Interkulturellen Gesundheitstagen haben wir in diesem Jahr 370 Erwachsene aus fast 20 Nationen, davon zwei Drittel Frauen, und zusätzlich 260 Kinder erreicht.“ Mumm dankte den Koordinierenden für Migration und Teilhabe in den Kommunen Burgdorf, Delmenhorst, Helmstedt, Loxstedt, Oyten und Wilhelmshaven für die „hervorragende Zusammenarbeit“. Gleiches gelte für die beteiligten Wohlfahrtsverbände, regionalen Aidshilfen und weitere Organisationen, für die Referent*innen, Hebammen und Sprachmittler*innen sowie die beteiligten Fachkräfte und ehrenamtlich Aktiven, die 2019 zum Gelingen dieser wichtigen Informations- und Netzwerkarbeit beigetragen haben.

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Persönliche Ansprache ist das A und O

Nach Mumms Erfahrung setzt sich in den Kommunen zunehmend die Erkenntnis durch, dass die Kommunikation mit Flüchtlings- und Migrantenfamilien in der Regel am besten „face to face“ funktioniert. Sprachmittler*innen und die Netzwerke von Migrant*innen seien dabei eine besonders wichtige Stütze. Sie können in den Communities effektiv für die vielfältigen Vorsorgeangebote und Hilfen vor Ort werben, vor allem aber das weit verbreitete Misstrauen in „staatliche Stellen“ abbauen.

Was ist ein Interkultureller Familiengesundheitstag? Um die Hemmschwelle für eine Teilnahme möglichst niedrig zu halten, wird die gesamte Familie eingeladen. Für jedes Familienmitglied gibt es ein eigenes Programm. Auf diese Weise entstehen geschützte Räume für Mädchen und Frauen, für Männer und Väter sowie deren heranwachsende Söhne. Kleinere Kinder werden in einem separaten Raum betreut und unterhalten. Sprachmittler*innen unterstützen die Vorträge und Präsentationen von interkulturell erfahrenen Gesundheitsexpert*innen. Spielerisch-unterhaltsam werden „heikle“ Themen angesprochen: Schwangerschaft und Geburt, Mutterpass, Stillen, Wochenbett und Rückbildung, aber auch weibliche Sexualität und Jungfrauen- Mythen, Verhütung, Schutz vor Geschlechtskrankheiten, HIV-Test, gleichgeschlechtliche Liebe und Sexualkunde in der Schule, Genitalverstümmelung und Beschneidung oder Gebärmutteroperationen. Die inhaltliche Ausrichtung hängt entscheidend von den jeweiligen Fragen und Bedürfnissen der Teilnehmenden ab. Mittags treffen sich alle zum gemeinsamen Essen (halal).

Netzwerken und Synergien nutzen

„Ziel ist es, Flüchtlings- und Migrantenfamilien aus allen Kulturkreisen wirksam dabei zu unterstützen, den Zugang zu den Gesundheits- und Versorgungsstrukturen vor Ort zu finden, diese selbstbestimmt zu nutzen (Empowerment), aber auch andere Familien kennen zu lernen und idealerweise als Multiplikator*innen aktiv zu werden“, betont Mumm. Gleichzeitig bieten die Interkulturellen Familiengesundheitstage den kommunalen Akteur*innen vielfältige Möglichkeiten, um sich noch besser auszutauschen und zu vernetzen, um optimale Kommunikationsstrukturen zu schaffen und Synergien zu nutzen. Ausgangspunkt ist, dass es Migrierten und geflüchteten Menschen häufig nicht leichtfällt, sich in unserem Gesundheits- und Hilfesystem zurecht zu finden. Einen Flyer lesen, eine Beratungsstelle aufsuchen, zu einem öffentlichen Vortrag gehen? Sprachbarrieren und kulturelle Prägungen verhindern das häufig. Insbesondere Frauen werden mit der herkömmlichen Informationsvermittlung schlecht erreicht – obwohl sie eine zentrale Rolle für die Gesundheit der gesamten Familie, aber auch in der Community haben.

„Die Koordinierenden für Migration und Teilhabe spielen für den Aufbau niedrigschwelliger Strukturen eine zentrale Rolle. Sie wissen am besten, auf welche Besonderheiten im Landkreis, in der Stadt oder Gemeinde geachtet werden muss, welche Akteur*innen und Netzwerke vor Ort unbedingt eingebunden werden sollten“, berichtet Mumm. Sie steht den Kommunen mit Expertise, vielfältigen Erfahrungen, einem Netzwerk aus geeigneten Referent*innen und Sprachmittler*innen, mit eigens entwickelten Materialien bei der Entwicklung, Planung und Organisation des jeweils passenden Angebots zur Seite.

Mehr Information/Medienkontakt Ingrid Mumm, Projektleitung „your Health – your Rights“, c/o Aidshilfe Niedersachsen Landesverband e.V. (AHN) Telefon: 0511 – 13 22 12-08 Mobil: 0176 – 50 94 16 21 mumm@niedersachsen.aidshilfe.de

 

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Bildmotive zur einmaligen freien Verwendung im Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung (Foto: Aidshilfe Niedersachsen), diese PM im PDF-Format sowie einen Beispielflyer finden Sie hier:

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