Drogentod in Wilhelmshaven hätte verhindert werden können

Landesverband fordert zum Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende mehr Sensibilität

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Wilhelmshaven/Hannover. Anlässlich eines Todesfalls in Wilhelmshaven mahnt der Landesverband Sexuelle Gesundheit Niedersachsen zum Drogentotengedenktag am 21. Juli mehr Menschlichkeit im Umgang mit Drogengebrauchenden an. „Aktuell untersuchen wir, wie es zum Tod des Mannes kommen konnte, obwohl er sich kurz zuvor zwei Mal hilfesuchend an den Rettungsdienst und an eine Arztpraxis gewandt hatte“, sagt die Geschäftsführerin des Landesverbandes Sexuelle Gesundheit Niedersachsen (LSGN, ehemals Aidshilfe), Christin Engelbrecht, in Hannover. „Sollte sich herausstellen, dass die Verantwortlichen die Not des Mannes ignorierten, ist das ein Skandal und unterlassene Hilfeleistung mit Todesfolge“, betont Engelbrecht. 

 

Weiter erklärt sie: „Sehr oft kann Drogengebrauchenden bei Problemen nicht rechtzeitig geholfen werden, weil sie sich schämen, den Rettungsdienst zu rufen oder zu einem Krankenhaus, zu einer Arztpraxis zu gehen. Dieser Fall war anders: Hier hat ein Mensch aktiv und mehrfach Hilfe bei unserem medizinischen System gesucht und ist abgewiesen worden. Als Folge ist er seinem Leiden erlegen. Das ist nicht nur inakzeptabel, das ist unmenschlich.“ Vermutlich hatte sich der Mann verunreinigtes Kokain gespritzt und eine Sepsis erlitten. Er war nicht medizinisch behandelt worden und verstarb zwei Tage später.

 

Die Aidshilfe in Wilhelmshaven leistet Präventions- und Aufklärungsarbeit besonders in der Drogenszene und stand in Kontakt zu dem Verstorbenen. Schon lange fordern die Engagierten der Aidshilfen bundesweit bessere Schulungen des medizinischen Personals, wenn es um Drogenproblematiken geht, besonders im ländlichen Raum. Bundesweit läuft auch ein Modellprojekt, in dem sich Städte auf die wachsende Bedrohung durch synthetische Opioide vorbereiten. Fentanyl, Nitazene und ähnliche Substanzen seien eine wachsende Gefahr auch in Deutschland, so der Bundesverband Deutsche Aidshilfe. Die Opioide sind demnach billig herzustellen und leichter zu schmuggeln als Heroin. Die Substanzen aus dem Labor haben eine sehr starke, kaum berechenbare Wirkung. Das Risiko für tödliche Überdosierungen ist hoch.

 

„Gerade vor diesem Hintergrund darf der Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende am 21. Juli keine leere Worthülle sein. Wir brauchen mehr Bewusstsein für die Probleme suchtkranker Menschen, mehr Aufklärungsarbeit und vor allem mehr Mitgefühl und Einsatz in Notsituationen“, fordert Engelbrecht.